Josef Nischbach (*1889, †1970) war, zusammen mit Pater Gruber, einer der Ersten, die das Wallfahrtsgeschehen in Altötting prägten. Er war ein sehr guter Prediger, hielt Vorträge an den Kulturnachmittagen, war volksverbunden und beliebt bei den Pilgern. Er wurde am 17. März 1889 in Neubeschenowa, Banat, Rumänien geboren. Er starb am 20. Juni 1970 in Freiburg im Breisgau. Er war Theologieprofessor, Domherr und Päpstlicher Prälat.
Nischbach war das neunte Kind des Kleinhäuslers Josef Nischbach und der Margarethe geb. Feth. Von 1900–1908 besuchte er das Piaristengymnasium in Temeswar und legte dort im Juni 1908 das Abitur ab, 1913 wurde er von Bischof Julius von Glattfelder nach dem Studium der Theologie am Priesterseminar in Temeswar zum Priester geweiht, von 1913–1914 war er Kaplan in Orawitz und Glogowatz. Nach einem Krankenurlaub im Notre-Dame-Convent in Temeswar-Fabrikstadt war er 1915/16 Kaplan in Rudolfsgand und 1916–1918 Militärseelsorger. 1918 wurde er Kaplan und Katechet in Hatzfeld, 1919 Katechet am Hatzfelder Deutschen Realgymnasium und Studienleiter am dortigen Knabeninternat. Gleichzeitig war er Spiritual des Nonnenklosters Jesuleum und wurde zum Theologieprofessor berufen. Im Oktober 1920 wurde er Katechet und stellvertretender Direktor an der Katholisch-Deutschen Lehrerbildungsanstalt in der Temeswarer Fabrikstadt (Tigergasse) Internatsleiter und löste 1923 Franz Kräuter (Parlamentarier in Bukarest) als deren Direktor ab.
Zwischen 1926 und 1941 leitete er das Banatia-Schülerheim und 1926–1942 die Deutsche Lehrerbildungsanstalt Temeswar. 1924 war er Prosynodialrichter und 1930 Obmannstellvertreter im Banater Deutschen Kulturverein. Am 16. Oktober 1931 wurde er zum Ehrendomherrn berufen. 1933 war er Prosynodialprüfer und zeichnete sich aus durch seine Verdienste um den Ausbau der deutschen katholischen Schulen im rumänischen Banat. Er war Leiter des dortigen Bonifatiuswerkes, koordinierte den Schuldienst in den Diasporagemeinden, organisierte in der „Banatia“ pädagogische Kurse zur Fortbildung der deutschen Lehrer, gründete und leitete für einige Jahre den „Bund der deutschen katholischen Jugendvereine“ im rumänischen Banat. 1941 übergab er die Leitung der Deutschen Lehrerbildungsanstalt des Banatia-Schülerheimes an Johann Eckim (auf Befehl der Volksgruppenführung), und war 1941–1970 Domherr der Temeswarer Diözese. 1942–1944 erteilte er Unterricht als Religionslehrer an der Temeswarer Mädchenschule.
1945–1946 sammelte Nischbach Spenden für Kinder von nach Russland verschleppten Eltern, empfing Heimkehrer und setzte sich für internierte Deutsche ein. Am 10. März 1951 wurde er verhaftet und verurteilt zu 20 Jahren Zuchthaus wegen Spionage, Hochverrat, Verbindung zu westlichen Staaten, Gewährenlassen nationalsozialistischer und faschistischer Tätigkeit in der Banatia und in den Jugendorganisationen der Diözese Temeswar. 1959 wurde er vom kommunistischen Regime in die Bundesrepublik abgeschoben. 1960 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Päpstlichen Hausprälaten.
1945–1946 sammelte Nischbach Spenden für Kinder von nach Russland verschleppten Eltern, empfing Heimkehrer und setzte sich für internierte Deutsche ein. Am 10. März 1951 wurde er verhaftet und verurteilt zu 20 Jahren Zuchthaus wegen Spionage, Hochverrat, Verbindung zu westlichen Staaten, Gewährenlassen nationalsozialistischer und faschistischer Tätigkeit in der Banatia und in den Jugendorganisationen der Diözese Temeswar. 1959 wurde er vom kommunistischen Regime in die Bundesrepublik abgeschoben. 1960 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Päpstlichen Hausprälaten. Nischbach wurde ebenso Vorsitzender des Südostdeutschen Priesterwerkes in Stuttgart und Seelsorger der Heimatvertriebenen. Er lebte im Gästehaus des Klosters St. Lioba in Freiburg i. Br., von wo aus er die Hilfsaktionen für die Menschen in seiner alten Heimat und die landsmannschaftliche Arbeit wieder aufnahm. Für den „Gerhardsboten“ und andere donauschwäbische Publikationen schrieb er viele hervorragende Beiträge.
Prälat Nischbach war bis kurz vor seinem Tod in das Wallfahrtsgeschehen in Altötting involviert. Er starb am 20. Juni 1970. Seine Beisetzung erfolgte auf dem Klosterfriedhof St. Lioba in Freiburg-Güntersthal. Am 6. November 1999 wurde das nach ihm benannte Banater Seniorenzentrum Josef Nischbach in Ingolstadt eröffnet. 2000 veranlasste der Banater Bischof Martin Roos die Umbettung zu Nischbachs 30. Todestag in eine Gruft der Temeswarer Domkirche.
Literatur:
Josef Nischbach und Michael Lehmann: Der Donauschwabe und sein geistiges Profi l. Gerhardswerk 1969;
Anton Peter Petri: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Sp.1366 f. Nikolaus Engelmann
Nikolaus Engelmann (*1908, †2005) war aus dem Wallfahrtsgeschehen in Altötting nicht wegzudenken. Er galt als „Mann für Alles“, er hielt wissenschaftliche Vorträge, sprach mehrfach das „Wort des Laien“ und war ein hoch angesehener Gesprächspartner für alle Beteiligten. Er wurde am 10. August 1908 in Warjasch als Bauernsohn geboren und verbrachte seine Kindheit noch ein- gebettet in die „gute alte Zeit“ der zu Ende gehenden Monarchie. Sein Vater Michael war Friseur und lebte mit der Familie bis 1918 in Wien, die Mutter Anna war eine geborene Wolf. Nach der Volksschule besuchte er von 1920 bis 1924 das Deutsche Realgymnasium in Temeswar, anschließend die Katholisch-Deutsche Lehrerbildungsanstalt in Temeswar. Zusätzlich hatte er noch die Gelegenheit ergriffen, seine Ausbildung für den Lehrerberuf an der Pädagogischen Hochschule im westfälischen Münster durch ein Auslandsstudium zu ergänzen.
Neben seiner Lehrtätigkeit in Temeswar redigierte er zwischen 1933 und 1944 die katholische Wochenschrift „Der Ruf“. In der Zeit der „Völkischen Auseinandersetzung“ focht er mutig und entschlossen von einem festen Glaubensfundament aus. Nie waren es aber bei ihm Phrasenhaftigkeit und Fanatismus, die ihn die Feder und das Wort ergreifen ließen; er war ein fairer Verfechter seiner Ansichten. So geriet er auch ins Schussfeld der politischen Gegner. Doch trotz aller Demütigungen und Diskriminierungen ließ er sich durch die neuen Amtswalter nie beirren.
Im Herbst 1944 floh er wie viele andere Donauschwaben nach Österreich, wo er als Lehrer und anschließend bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1976 als Professor für Didaktik an der Pädagogischen Akademie in der Diözese Linz tätig war. Nach 1945 war Nikolaus Engelmann, wie viele seiner Warjascher Landsleute, vor der Roten Armee und der drohenden kommunistischen Diktatur in den Westen geflüchtet. Er blieb in Österreich, war hier für donauschwäbische und österreichische Kinder ein guter Lehrer und wurde noch als 76-Jähriger zum Chronisten seiner Wohn- gemeinde Pinsdorf. Von 1968 an war er an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz als Professor tätig.
Als Feuilletonchef der Wochenschrift „Neuland“ hat er sich bis weit über die österreichischen Grenzen hinweg einen Namen gemacht und vielgelesene Artikel für den Gerhardsboten verfasst. Unzählige Beiträge und mehrere Publikationen konnte Engelmann veröffentlichen. Vielfach ausgezeichnet, blieb Engelmann Zeit seines Lebens doch eher ein Mann der Bescheidenheit. Er wurde ausgezeichnet mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich, dem Donauschwäbischen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg (1970), der Prinz-Eugen-Nadel des Wiener Schwabenvereins (1980), dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Preis der gleichnamigen Freiburger Gesellschaft (1985) und erfuhr weitere Ehrungen.
Nikolaus Engelmann war Ehrenvorsitzender des St. Gerhards-Werks von 1985 bis 2005. Seine gleich bleibende Freundlichkeit, sein Verständnis für die Probleme seiner Mitmenschen, seine vorbildliche Ehe, seine Freude an der jungen Generation, auch an seiner Enkelin Sabine-Else Astfalk, die in seine Fußstapfen trat und seine Themen wieder aufgriff, runden das Bild eines Lebens ab, das man als christlich vorbildlich bezeichnen kann. Er starb wie er lebte: still, bescheiden, fast heiter am 5. September 2005 in Eisenstadt. Noch zu seinem 97. Geburtstag hatte er im Kreise seiner ehemaligen Schüler gefeiert. In der Öffentlichkeit war es ruhig um ihn geworden, nachdem er von Pinsdorf in ein Altenheim nach Eisenstadt wegzog.
Literatur:
Gerhardsbote (33. Jg.) Nr. 10, S. 69, (28. Jg.) Nr. 8 / 9, S. 61, (23. Jg) 1983, Nr. 8 / 9, S. 61
Anton Karl (*1914, †2000) war Jahrzehnte hindurch Vorsitzender des Ortskomitees für die Vorbereitung der jährlich stattfindenden Gelöbniswallfahrt in Altötting. Zuverlässig, unermüdlich und weitsichtig war er mit der Vorbereitung der Wallfahrt betraut gewesen. Mit P. Gruber zusammen gilt er als „Mann der ersten Stunde“ der Gelöbniswallfahrten. Geboren wurde Anton Karl am 26. Oktober 1914 in Arad-Sanktmartin, Rumänien. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Neu-Arad, der Ackerbauschule in Woiteg und der Landwirtschaftlichen Akademie (als außerordentlicher Hörer) in Klausenburg trat er bald ins öffentliche Leben seiner Heimatgemeinde.
Aber nach seiner Verehelichung mit Magdalena (geb. Frisch), die ihm vier Kinder schenkte, begann der Krieg seine Schatten voraus zu werfen. Nach der Heimkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft fand er seine Familie in Bayern wieder, wo er sich in Marktl/Inn niederließ. Hier erwarb er 1952 einen eigenen Hof und wurde dann wegen seiner Tüchtigkeit und wegen seines Ansehens zum ersten Bürgermeister von Marktl und zum Mitglied des Kreistages gewählt – ein einmaliger Erfolg, wenn man bedenkt, dass Zugewanderte in Bayern nicht so leicht zu einer solchen Würde kommen. Bei all der Sorge für die ihm anvertraute Gemeinde vergaß Anton Karl auch seine Landsleute nicht. Er war lange Zeit der stellvertretende Bundesvorsitzende und der Landesvor- sitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumänien. Besondere Verdienste hat er sich durch sein Mitwirken bei den Vorbereitungen der Lastenausgleichsgesetze und in Fragen der Familienzusammenführung erworben. Ebenso hat er auf politischer Ebene an der Freilassung von P. Wendelin Gruber mitgewirkt.
Nach Erreichen des 65. Lebensjahres ruhte er nicht, bis das Heimatbuch seines Geburtsortes St. Martin auf dem Tisch lag. Es ist ein Heimatbuch, zu dessen Erstellung und Fundierung Anton Karl erstaunliches Quellenmaterial aus Budapest und Wien bereitstellen konnte. Unschätzbar und einmalig sind die Verdienste Anton Karls für den Ausbau und die Organisierung der donauschwäbischen Gelöbniswallfahrten nach Altötting, für die er auch in den Tagen seiner Krankheit unentwegt besorgt war.
Anton Karl wurde 1976 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1997 mit der Stephanus-Plakette des Bistums Passau ausgezeichnet. – Das Spezifische seines Einsatzes war niemals Prahlerei, Effekthascherei und Äußerlichkeit, sondern christlich-tugendhaftes Wirken zur größeren Ehre Gottes.
Josef Haltmayer (*1913, †1991) wurde am 16. Juli 1913 als zweites von acht Kindern in Hodschag in der Batschka im ehem. Jugoslawien geboren. Nach Abschluss seiner Schulzeit studierte er Theologie und wurde am 9. August 1936 in Subotica zum Priester geweiht. Zunächst war er in der Seelsorge tätig, widmete sich dann aber von 1938 bis 1941 an der Universität in Agram dem Studium der Klassischen Philologie, das er in Budapest abschloss. Von 1942 bis 1944 war er als Pädagoge in Neuwerbaß tätig bis zu seiner Flucht im Spätherbst 1944 nach Österreich, wo er an der staatlichen Handelsakademie in Linz eine neue Anstellung fand.
Die Not der in Österreich gestrandeten Heimatvertriebenen und Flüchtlinge war groß. Hier Abhilfe zu schaffen, hieß das Gebot der Stunde. Er verzichtete daher auf eine schulische Karriere in der Handelsakademie in Linz und übernahm von 1947 an eine ihm angebotene Stelle bei der Caritas in Linz als Bischöflicher Kommissar für die Flüchtlingsseelsorge. Haltmayers Hilfe richtete sich vor allem auf jene Bereiche, in denen die Maßnahmen der Pfarrcaritas nicht ausreichten, nämlich der Linderung der seelischen Not in den Lagern und Notunterkünften, wo Sonderaufgaben gefragt waren, wie etwa Sozialberatung, die Besorgung von Ersatzdokumenten, Ausreisedokumenten und vieles mehr.
Die damals so genannte „Flüchtlingsseelsorge“ erfuhr 1952 durch die Apostolische Konstitution „Exsul Familia“ eine verdiente, wenn auch späte Aufwertung, denn von nun an wurde der Bau von Barackenkirchen, von Holzkirchen und Notunterkünften in verschiedenen Lagern des Großraumes Linz zu einer vordringlichen Aufgabe. Es wurde außerdem immer wichtiger, die Menschen aus ihrem Lagerdasein zu befreien und ihnen Baugrund und Wohnraum durch den Bau von Eigenheimen zu verschaffen mittels zinsgünstiger Darlehen durch die Schweizer Auslandshilfe, die Amerikanische Ford-Stiftung, die Norwegische Europahilfe, die Ostpriesterhilfe und die Caritas.
Durch Haltmayers Maßnahmen wurden die Caritassiedlung in St. Martin bei Traun, die Kirchenfeld- Siedlung in Hörsching, die Bischof-Rudigier-Siedlung in Leonding-Pasching und die Werenfried-Siedlung in Linz mit insgesamt 1 800 Eigenheimen geschaffen. „Aus Heim und Garten werde Heimat“, lautete seine Devise. Der Hochkommissar für Flüchtlinge in Österreich, Dr. Beermann, verlieh ihm ob seiner Leistungen den Titel „Apostel der Streusiedler“.
Am 1. August 1965 übersiedelte Josef Haltmayer in die Bundesrepublik Deutschland und übernahm hier ein noch größeres Arbeitsfeld als in Österreich für die Heimatvertriebenen und Aussiedler in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und darüber hinaus in der ganzen Bundesrepublik. Als Seelsorger war er für seine Landsleute aus Ungarn, Jugoslawien und Rumänien im St. Gerhards-Werk als Geistlicher Beirat tätig, hielt Gottesdienste bei den Heimatortsgemeinschaften und bei den Wallfahrten der Heimatvertriebenen in Ellwangen, Spaichingen, Bad Niedernau, Altötting (für die er Hauptorganisator war) und Speyer. Seit 1975 war er als „Bischöflicher Beauftragter für die Heimatvertriebenen und Aussiedler“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig und gleichzeitig auch „Sprecher der Priester und Gläubigen aus der Volksgruppe der Donauschwaben“. Papst Paul VI. ernannte ihn 1975 zum Ehrenprälaten.
Der seit den 80er Jahren anhaltende Zustrom der Spätaussiedler aus den früheren Herkunftsgebieten speziell der Banater und Sathmar Schwaben veranlassten ihn zur Abhaltung von insgesamt etwa 100 Aussiedlertagungen in Stuttgart-Hohenheim unter dem Titel „Wurzeln fassen in der neuen Heimat“. Durch die Herausgabe der monatlich erscheinenden Zeitschrift „Gerhardsbote“ und „Quartalbrief“ sowie durch seine umfangreichen publizistischen Aktivitäten auf dem Gebiet der donauschwäbischen Kirchengeschichte hat sich Josef Haltmayer bleibende Verdienste erworben. Er war Vorsitzender des Südostdeutschen Kulturwerks in München (1979–1985). Zahlreiche wichtige kirchenhistorische Publikationen sind auf seine Initiativen hin entstanden, etwa die beiden Bände: „Die katholischen Donauschwaben in den Nachfolgestaaten 1918–1945“, Stuttgart und Wien 1972 und „Die katholischen Donauschwaben in der Doppelmonarchie 1867–1918“, Stuttgart und Wien 1977. Zusammen mit dem donauschwäbischen akademischen Maler Josef de Ponte veröffentlichte er 1976 den Bildband „Elisabeth von Thüringen“ und er förderte die Herausgabe des von Anton Tafferner redigierten fünfbändigen „Quellenbuchs zur donauschwäbischen Geschichte“ (1974–1995) sowie zahlreiche andere wichtige Publikationen.
Josef Haltmayer verstarb am 5. April 1991 in Stuttgart. Seine Beisetzung erfolgte in Linz.
Literatur:
Gerhardsbote (36. Jg.) 1991, S. 27 f
Johann Grieser (*1913, †1992) war mit Pater Wendelin Gruber der erste Zelebrant, der am Gründungsgottesdienst 1959 in Altötting teilgenommen hatte. Er war ein persönlich Betroffener und hatte als Erster dem Heiligen Vater, Pius XII., in Rom in der Form eines 20-seitigen Memorandums über die Gräueltaten an den Donauschwaben in den Lagern berichtet. Grieser wurde vom Heiligen Vater Papst Paul XII. in persönlicher Audienz empfangen.
Johann Grieser wurde am 17. Juni 1913 in Kolut in der Batschka als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni 1937 in Subotica/Maria Theresiopel. Nach seiner Kaplanzeit war er an der privaten Deutschen Schule in Werbaß und an der dortigen Lehrerbildungsanstalt als Religionsprofessor tätig und bei seinen Schülern als ausgezeichneter Pädagoge geschätzt und beliebt. Durch sein vorzügliches Rednertalent konnte er seinen Unterricht spannend und interessant gestalten und viele seiner Schüler begeistern. Stets waren seine Gottesdienste überfüllt, denn seine Predigten „zogen“, wie er es in einem 1958 erschienenen Beitrag „Erinnerungen an Palanka“ schildert. Nur selten waren weniger als 1000 Gläubige in seinen Gottes- diensten anwesend.
Er wurde auch von verschiedenen Seiten bespitzelt, angezeigt und als „Pangermane“ diffamiert. Sein Deutschtum verhehlte er nie, vielmehr bekannte er dies ganz offen. Vor allem hing er an seiner an- gestammten Heimat und besonders an seiner früheren Wirkungsstätte Palanka, die damals zu den schönsten und reichsten Gemeinden der Batschka gehörte. Hier fand man gut geführte Geschäfte, ein angesehenes Handwerk und ein kultiviertes donauschwäbisches Bauerntum. Grieser war jedoch nicht nur ein hervorragender Prediger und Pädagoge, sondern auch ein guter Organisator. Er gründete einen Frauenbund, der es sich zur Aufgabe machte, die Not der Armen und Kranken zu lindern und ihnen durch tätige Nächstenliebe zu helfen. Das gelebte Christentum und der lebendige Glaube waren stets seine Grundanliegen. Nach seiner Versetzung nach Apatin hielt er Exerzitienkurse in Werbaß, Neusatz und Sentiwan.
Grieser wurde 1946 festgenommen und kam in ein Lager nach Neusatz, aus dem er jedoch ### 40 in Audienz bei Papst Paul XII. fliehen konnte. Zunächst nahm ihn der Erzbischof in Kalocsa auf. Dann fasste Grieser den Entschluss, über die an den Donauschwaben seit 1944 begangenen Gräueltaten dem Hl. Vater Bericht zu erstatten. Der heilige Vater empfing ihn am 17.7.1946 zu einer Privataudienz. Nach Österreich zurückgekehrt, wirkte er dann in Tirol als Lagerseelsorger und Volksmissionar in den Lagern in Linz, Haid, Stadl Paura, Schwanenstadt und Mondsee. Hier half er seinen heimatvertriebenen Landsleuten, und es gelang ihm, Hoffnung und Zuversicht in das Dunkel der notvollen Nachkriegszeit zu bringen. Er führte Einkehr- und Besinnungstage in ganz Tirol durch.
Grieser wurde 1956 zum Bischöflichen Beauftragten für die Flüchtlingsseelsorge ernannt. Sein Dienstsitz befand sich im Lager für Volksdeutsche in Haiming. Grieser war außerdem ab 1956 ungarischer Flüchtlingsseelsorger. Nach Auflösung der Lager in Österreich wirkte er vor allem auf sozial-caritativem Gebiet und unterstützte seine Mitbrüder und mehrere Bischöfe in Jugoslawien durch Hilfssendungen und Messstipendien. Ab 1962 war er wieder als Religionsprofessor am Realgymnasium der Ursulinen in Innsbruck tätig. Griesers Wirken fand 1969 mit der Ernennung zum Monsignore und 1979 zum Ehrendomherrn von Esztergom eine würdige Anerkennung. 1984 erfolgte die Berufung zum Titularabt durch den Erzbischof von Kalocsa, Dr. József Ijjas. Vom Heiligen Vater wurde Grieser 1985 zum Apostolischen Protonotar ernannt.
Der Geistliche war 1981 Festprediger bei der Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben in Mary Lake in Kanada und Hauptzelebrant und mehrfach bei den Gelöbniswallfahrten der Donauschwaben in Altötting. Grieser war Träger zahlreicher hoher Auszeichnungen. Er trat 1973 in den Ruhestand und lebte zunächst im Stift Stams bei den Benediktinern. Kurze Zeit wirkte er als Pfarrprovisor in Rietz. Dann machte sich die Last der Jahre jedoch bemerkbar. Mehrere Jahre hindurch verbrachte er im Betagtenheim in Imst, wo er die Bewohner des Heimes seelsorgerisch betreute. Grieser lebte in den letzten Jahren im Annaheim in Hall/Tirol. Dort wurde er von Schwestern pflegerisch betreut. Am 21. November 1992 verstarb er im Annaheim. Beim Begräbnis auf dem städtischen Friedhof in Hall waren viele Landsleute aus der Heimatgemeinde des Verstorbenen anwesend, ebenso auch viele aus Palanka stammende Landsleute. Dekan Ernst Jäger würdigte das Leben und Werk von Prälat Grieser. Den Verlust seiner Heimat habe er nie verschmerzen können und sei Zeit seines Lebens heimatlos geblieben. Nun aber durfte er in die ewige Heimat zurückkehren.
P. Wendelin Gruber SJ wurde am 14. Februar 1914 in Filipowo/Batschka im ehemaligen Jugoslawien als sechstes Kind der Bauersleute Franz und Barbara Gruber, geb. Wurtsky, geboren. Die Mutter starb 1925, der Vater 1946. Die Volksschule besuchte er 1920–1926 in Filipowa, das Gymnasium von 1926–1934 in Travnik (Bosnien). Nach dem Abitur 1934 folgte der Militärdienst 1935–1936 an der Schule für Reserveoffiziere des Königreichs Jugoslawien in Sarajewo mit der Abschlussprüfung zum Leutnant.
Der Eintritt in die Gesellschaft Jesu erfolgt am 13.07.1934 in Zagreb (Kroatische Ordensprovinz SJ). Noviziat 1934–1936 Zagreb. Studium der Philosophie 1936–1937 Gallarata/ ltalien, 1937–39 Zagreb. Studium der Theologie 1939–41 Sarajewo, 1941–43 Rom (Gregoriana). Priesterweihe am 13.05.1942 in Rom durch Erzbischof Luigi Traglia. Am 15. August 1942 zelebrierte er die Nachprimiz in Filipowa. 1943 beendet er sein Studium in Rom und wird 1943–1944 Sekretär am Erzbischöflichen Humanistischen Gymnasium in Zagreb, Sprachlehrer für Deutsch, Kroatisch, Latein, Französisch.
1944–1945 ist er Ökonom an demselben Gymnasium. Verhaftung bei der Machtübernahme durch die Kommunisten, er wird aber wieder frei gelassen. 1945–1946 ist Gruber wieder Ökonom des Jesuitenkollegs Jordanovac in Zagreb. Von Januar bis Oktober 1946 Organisation einer Hilfsaktion für seine jugoslawiendeutschen Landsleute in kommunistischen Vernichtungslagern, 1946 wird er ins Lager Gakowo in Belgrad und Neusatz), viermal verhaftet und wieder frei gelassen. Von Oktober 1946 bis zum 23. Juli 1947 legte er sein drittes Noviziatsjahr (Ordens-Terziat) in Dubrovnik ab. Am 23. Juli 1947 wird er in Sarajewo festgenommen und am 5. Oktober 1948 in Neusatz (Novi Sad) zu 14 Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit in Sremska Mitrovica verurteilt. Am 1. Januar 1956 kommt er durch Intervention des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauers wieder frei.
1956-1958 ist Wendelin Gruber Kaplan in Ravensburg. Am 1. Februar 1958 kommt er zum St. Gerhards-Werk nach Stuttgart, wo er 1961 die Schriftleitung des Gerhardsboten übernimmt. 1961 erscheint der erste Filipowaer Heimatbrief. 1962 wird er von Rom nach Südamerika geschickt, wo er zwischen 1964 und 1972 Pfarrer in Guarapuava (Brasilien) bei den Donauschwaben ist. 1972–1977 ist er als Wanderseelsorger in Brasilien tätig und sucht 1977 nach einem geeignetem Siedlungsland. Am 1. Juni 1977 zelebriert er die erste Messe im Urwald und 1978–1988 gründet Gruber fünf Dörfer in Paso Tuya (Paraguay) mit Kirche, Schule, Pfarrhaus, Kranken- und Schwesternhaus. Zwischen 1979 und 1980 betreut er auch die Guarani-Indianer in Paraguay und arbeitet in Moseldorf, mit dem Ziel, das Werk mit der Gründung des Dorfes Mariapolis zu krönen und abzuschließen. Am 28. September 1988 kommt er nach San Cristobal, wo er mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland Kirche, Pfarrhaus und Gymnasium mit Internat bauen lässt.
1994 feiert er seinen 80. Geburtstag und seinen feierlichen Abschied nach 31-jähriger Tätigkeit in Südamerika. Aus Alters- und Gesundheitsgründen kehrt er 1994 zurück nach Europa. Von 1994 bis 1998 ist er Hausgeistlicher im Altenheim Adam-Müller-Guttenbrunn in Temeswar (Rumänien). Von 1998 bis zu seinem Tode lebt er im Haus der Jesuiten in Zagreb. Hier war Beginn und Ende seines Priesterlebens. Da er die kroatische Sprache ausgezeichnet beherrschte, fühlte er sich hier wohl und geborgen.
In den letzten Jahren verbrachte er die meiste Zeit im Bett. Das tägliche Rosenkranzgebet war ihm ein Anliegen. Schwe- ster Natalija teilte mit ihm Freud und Leid. Sie kommentierte die Predigten aus der Basilika, die er über die häusliche Sprechanlage hörte. Den meisten persönlichen Kontakt hatte er im Speisesaal, wo man ihm gegenüber stets höflich und hilfreich war. „Er war ein sehr dankbarer Mensch und war froh über jede noch so kleine Hilfe, die wir ihm zukommen ließen“, erzählten seine Mitbrüder. Als man ihn bei seinem 60-jährigen Priesterjubiläum in Zagreb fragte: „Onkel, hast du Angst vor dem Sterben?“ „Nein“, sagte er mit fester Stimme, „ich freue mich und bete darum, denn dann bin ich bei Gott. Für ihn habe ich gelebt und gearbeitet.“ Er betete viel und war ein großer Marienverehrer.
Am 14. August 2002 verstarb im 89. Lebensjahr und im 60. Jahr seines Priestertums Pater Wendelin Gruber im Krankenhaus in Zagreb. Am 19. August wurde er im Friedhof Mirogoj in Zagreb beigesetzt. (Grabstätte Gruppe 111C-82) Am 7. September fand in der Pfarrkirche „Heiliges Kreuz“ im 21. Wiener Gemeindebezirk ein Requiem für Pater Gruber statt, das von Prälat Josef Eichinger aus St. Pölten zelebriert wurde. In einem ergreifenden Nachruf ging dieser auf das Leben, Wirken und Leiden des Verstorbenen ein. Zu dieser feierlichen Messe erschienen ca. 100 Landsleute und Freunde.
Pfr. Peter Zillich †
Ein Leben im Dienste Gottes, der Kirche und des Volkes
Zum Gedenken an Pfr. Peter Zillich, Studiendirektor a.D. Geistlicher Beirat im St. Gerhards-Werk Stuttgart
Nach langer Krankheit ist am 13. Februar 2019 Pfr. Peter Zillich, Bischöflicher Beauftragter für die Heimatvertriebenen in der Diözese Regensburg, Sprecher der Priester und Gläubigen aus der Volksgruppe der Donauschwaben, geistlicher Beirat im St. Gerhards-Werk Stuttgart, im Herrn mit 61 Jahren entschlafen.
Als eine seiner wichtigsten Aufgabe war es, den entwurzelten Donauschwaben eine geistige Heimat zu bieten.
Nach der Ankunft von Peter Zillich aus dem Banat/RO in Deutschland, nahm ihn der langjährige Vorsitzende des St. Gerhards-Werk in Stuttgart Franz Wesinger in seine Obhut und bereitete ihm den Weg zusammen mit dem damaligen Kardinal Josef Ratzinger in München zur Fortsetzung des Priesterstudiums in Regensburg. Peter Zillich erhielt die Priesterweihe am 30. Juni 1984 durch Bischof Manfred Müller in Regensburg.
Als Seelsorger der Donauschwaben, also der Deutschen aus Ungarn, aus dem ehemaligen Jugoslawien und Banat/Rumänien, hat er bei Vertriebenen-Wallfahrten in Altötting, Spaichingen, Speyer/am Rhein, Ludwigshafen, am Schönenberg bei Ellwangen, Maria Lourdes, Maria Zell, Maria Radna, Vierzehnheiligen, Bad Niedernau, in Kanada, Amerika aber auch in Enter Rios Brasilien sowie bei vielen Klassentreffen, Heimattreffen und Kirchweihfesten mit Predigten, mit seinem Akkordeon, seinen Liedern, in Gottesdiensten Menschen Mut zugesprochen und den Glauben in ihren Herzen gefestigt. In den Sprachen: Deutsch, Ungarisch, Rumänisch, Englisch und Latein mehrte er in uns Menschen den römisch-katholischen Glauben.
Bei seinem 25-jährigen Priesterjubiläum im Juni 2009 sagte Pfr. Peter Zillich: Zitat „Verehrte Gäste, verehrte Freunde, ein herzliches Dankeschön und Vergelts` Gott allen, die heute mit mir gedankt, gebetet, gesungen, organisiert, dazu beigetragen haben, dass das Lob Gottes und die menschlichen Verbindungen zueinander gestärkt wurden!
Papst Benedikt XVI. beschreibt unsere Würde so: ‚Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.‘ Und L. Zenetti ermutigt uns: ‚Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer. Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen Alles in einem anderen Licht.‘ Leben wir grenzenloses Gottvertrauen!“
Im Juni 2019 sollte er sein 35-jähriges Priesterjubiläum begehen.
Nicht nur durch Worte, sondern durch Taten und zuletzt durch einen langen Leidensweg hat er uns ein Beispiel unerschütterlichen Glaubens und der Christusnachfolge gegeben. Was er in seinem Leben geglaubt, gepredigt, ersehnt und erhofft hat, möge ihm in Gottes Herrlichkeit zuteilwerden. „In seinem Licht schauen wir das Licht“; dieses Bibelwort hat ihm den Zugang zum Glauben, zur ewigen Freude und zum Frieden Gottes gewährt.
Im Namen der Banater Schwaben, der Deutschen aus Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien und des St. Gerhards-Werkes Stuttgart für Laien sowie auch im Auftrag des Vorsitzenden Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch mit dem gesamten Vorstand und Mitgliedern möchte ich als Stellvertreter, Gläubigen aus der Volksgruppe der Donauschwaben, seinen Angehörigen, seinen Freunden, Priestern und Landsleuten unser innigstes Beileid aussprechen und Gott dafür danken im Gebet, dass er uns ihn geschenkt hat.
Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Ehrenvorsitzender St. Gerhards-Werk
Dipl. Ing. Josef Lutz, Stellvertretender Vorsitzender St. Gerhards-Werk